Der Blutegel, "Hirudo medicinalis" ist ausgewachsen 5-10 cm lang und mit ca. 24 Monaten einsatzbereit für den medizinischen Gebrauch. Der Speichel ("Saliva") des Blutegels enthält zwischen 30-100 Substanzen, die vielfältige therapeutische Effekte bewirken. Die von mir verwendeten Blutegel beziehe ich ausschließlich von der Blutegelzucht Biebertal.
Wirkung:
Durch den Biss des Blutegels gelangt die Saliva in den Kreislauf des Patienten, welche die bioaktiven Substanzen (unter anderem Hirudin) enthält. Diese wirken durchblutungsfördernd/gerinnungshemmend, entzündungshemmend, schmerzlindernd und antibiotisch und fördern den Lymphfluss.
Oft kommt es unmittelbar nach der Behandlung zu einer Spontanverbesserung, diese kann einige Tage bis Monate andauern. Daraufhin verschlechtert sich der Zustand des Patienten meist wieder (sog. Erstverschlimmerung). Sobald diese Verschlimmerung eintritt, sollte eine weitere Behandlung veranlasst werden. Die Phase der Verbesserung hält immer länger an, so dass die Behandlungstermine immer weiter auseinander gelegt werden können.
Indikationen:
- Blutergüsse
- Entzündungen des Bindegewebes/ Einschuss
- Venenentzündung
- Thrombose
- Arthrose
- Verknöcherung/ Knochen-/ Trümmerbrüche
- schlechte Wundheilung/ nekrotisches Gewebe/ Narben
- Hufrehe/ Huflederhaut-/ Hufrollenentzündung
- Schleimbeutelentzündungen
- Nervenentzündung
- Sehnen-& Bänderentzündung
- chronische Eiterungen
- Hornfäule
- Hüft-& Ellbogengelenksdysplasie
- Bandscheibenvorfälle
- Cauda Equina Syndrom
- Ekzeme/ Hotspots (auch Leckekzeme und Sommerekzem) ohne Parasitenbefall
- Stauungen/ Gallen
- OP Nachsorge (auch nach Amputationen)
- Abzesse
- degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule
Kontraindikationen:
- hohes Fieber
- Diabetes
- Anämie (Blutarmut)/ Leukämie (Blutkrebs)
- Bluterkrankungen
- blutgerinnungshemmende/ blutverdünnende Medikamente
- Blutgerinnungsstörungen
- Histaminallergie
- Kachexie (Unterernährung/ starkes Untergewicht)
- maligne Tumore
- schlechter Allgemeinzustand
Vorbereitung:
Vor der Blutegel-Behandlung sollten Sie 2-3 Tage auf die Gabe von Schmerzmitteln, Teufelskralle, Knoblauch und Antizecken oder Antiflohpräparate verzichten, sowie in dem zu behandelnden Bereich auf Salben, ätherische Öle und Ähnliches.
Behandlungsablauf:
Die Behandlungsdauer richtet sich nach der Saugzeit der Egel, welche zwischen 15-60 Minuten und teilweise bis zu 2 Stunden dauern kann. Danach folgt die Wundversorgung und evtl. die Bewegung des Tieres, nehmen Sie sich deswegen genügend Zeit für den ersten Termin. Dieser sollte im Optimalfall am Vormittag stattfinden, damit das Tier den Tag über beobachtet werden kann.
Nachsorge:
Wenn alle Blutegel abgefallen sind, soll die Wunde noch einige Zeit nachbluten, 2-36 Stunden sind hier wichtig und durchaus erwünscht. Um die Wunde sauber zu halten wird bei Hunden und Kleintieren ein lockerer Verband angelegt, Pferde sollten frisches Einstreu erhalten. Allerdings können und sollen die Tiere durchaus auch unmittelbar nach der Behandlung ruhig bewegt werden. Am folgenden Tag findet eine Nachkontrolle und ggf. ein Verbandswechsel durch den Therapeuten statt. Sollten Nebenwirkungen jeglicher Art auftreten oder bei Unsicherheiten, zögern Sie bitte nicht, Ihren Therapeuten zu kontaktieren. Auch nach der Kontrolle sind die Wunden sauber zu halten; bitte sehen Sie davon ab, die Krusten zu entfernen und vermeiden Sie, dass das Tier sich an den behandelten Stellen kratzt.
Bitte wenden Sie sich unverzüglich an Ihren Therapeuten bei folgenden Symptomen nach der Behandlung:
- hellrote, pulsierende Blutung
- Schwitzen, Hecheln, flacher und schneller Puls
- schwacher und extrem langsamer Puls
- cyanotische Schleimhäute
- kapillare Rückfüllzeit über 3 Sekunden
- starke Anschwellung der Lymphknoten und des behandelten Bereiches
Nebenwirkungen:
Die meisten Nebenwirkungen einer Blutegelbehandlung treten aufgrund von Manipulation während er Behandlung, nicht sachgerechter vorzeitiger Stillung der Blutung oder Durchführung der Behandlung trotz Kontraindikation auf.
Auch beim Tier kann es nach der Behandlung zu allergischen Reaktionen kommen, welche sich durch einen lokalen Juckreiz und eine leichte Schwellung äußern. Hier kann durch juckreizstillende Salben oder Teebaumöl Abhilfe geschaffen werden.
Außerdem kann es zu sekundären Infektionen der Wunden kommen, welche meist durch Kratzen an der Wunde und somit durch Entfernung der Kruste hervorgerufen wird. Diese kann mit einer homöopathischen oder antiphlogistischen Salbe behandelt werden. In schweren Fällen ist ein Tierarzt zu Rate zu ziehen, meist wird die Infektion antibiotisch behandelt.
Rechtliche Aspekte:
Nach §2 Abs.1 Nr.1 des Arzneimittelgesetzes sind Blutegel ein apothekenpflichtiges Fertigarzneimittel. Hier wird festgelegt, dass die Therapeuten nur Egel von zugelassenen Arzneimittelherstellern einsetzen darf.
Abgesehen davon steht für mich außer Frage, dass sowohl die Blutegeltherapie als auch alle anderen Behandlungen unter Berücksichtigung des Tierschutzgesetzes durchgeführt werden.